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„Erklärung der Vielen“

Kunst schafft Räume
zur Veränderung der Welt!

In der jüngsten Vergangenheit wird der Ton in den gesellschaftlichen Debatten schärfer. 

Auch in Deutschland versuchen Populisten vehement, die Hoheit über den politischen Diskurs an sich zu reißen. Minderheiten werden systematisch ausgegrenzt, es wird ein feindseliges Klima erzeugt.

Künstler*innen und Kulturschaffende der Friedensstadt Augsburg stehen solidarisch zu ihrer Verantwortung, sich hier einzumischen und Haltung zu zeigen. Gerade in Deutschland kommt uns, vor dem Hintergrund der monströsen Verbrechen, die im 20. Jahrhundert hier geplant und durchgeführt wurden, eine besondere historische Verantwortung zu. In diesem Land wurden Kunst und Kultur einerseits von rechten Bewegungen als entartet diffamiert und andererseits flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. 

Millionen Menschen wurden ermordet, mussten ins Exil fliehen, unter ihnen auch viele Künstler*innen. Wir wenden uns gegen jegliche Einmischung von Politik in die Kunstfreiheit und gegen jede ideologische Vereinnahmung von Kulturinstitutionen mit dem Versuch, in die Programmhoheit dieser Institutionen einzugreifen. Heute begreifen wir Kunst und ihre kulturellen Einrichtungen, wie Museen, Theater, Ateliers, Klubs, urbane oder ländliche Kunstorte als offene Erinnerungs- und Erfahrungsräume, die der gesamten Bevölkerung offenstehen. 

In unserer freiheitlichen und vielfältigen Gesellschaft treffen zahlreiche unterschiedliche Interessen und kulturelle Hintergründe aufeinander. Unsere Demokratie und unser Zusammenleben müssen deshalb täglich neu verhandelt werden – wir stehen für eine humane Gesellschaft, für ein friedvolles Zusammenleben in Toleranz und Achtung des Andersseienden und des Andersdenkenden.

Rechter Populismus allerdings steht den Akteur*innen einer solchen gesellschaftlichen Vision feindlich gegenüber, wenn er versucht, Veranstaltungen zu stören oder zu behindern, in Spielgestaltung oder künstlerische Programme einzugreifen, wenn er somit gegen die Freiheit der Kunst antritt, um an einer Nationalisierung der Kulturlandschaft zu arbeiten. Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sind leider Teil unserer alltäglichen Erfahrungen. Diskriminierender Umgang mit den vielschichtigen Lebensrealitäten in unserer Gesellschaft, mit Menschen auf der Flucht, mit Künstler*innen, die versuchen, die Phänomene ihrer Zeit aufzuzeigen, kann nicht unwidersprochen bleiben.

Aus diesem Bewusstsein heraus, das sich auch aus der besonderen Verantwortung von Augsburg als Friedensstadt und als Heimatstadt Bertolt Brechts ergibt, bekennen wir, die Unterzeichnenden der Augsburger Theater-, Kunst- und Kultureinrichtungen, Interessenverbände und Kunstschaffende, uns zur Vielfältigkeit unserer Gesellschaft. Wir bekennen uns zu unserer demokratischen Grundordnung und leben diese in unseren Institutionen: 

  • Wir führen einen offenen, aufklärenden, kritischen Dialog, sowohl mit Mitwirkenden als auch unserem Publikum.
  • Wir bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda.
  • Wir wehren die Versuche ab, Kulturveranstaltungen für rechtsnationale Zwecke zu instrumentalisieren.
  • Wir verbinden uns solidarisch mit all den Menschen, die durch rechte Ideologien anden Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Kunst bleibt frei!

Am 8. und 9.5.2020 mittags war in der Augsburger Innenstadt eine Demonstration mit Endpunkt Rathausplatz. 

 

In diesem Rahmen wurde, anknüpfend an die bundesweiten Veranstaltungen des Vereins Die Vielen e.V., die Augsburger Erklärung Die Vielen (initiiert von der Augsburger Theaterlandschaft) verlesen.

Die Augsburger Theater setzen gemeinsam ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.